VW T4 Syncro – Welches Getriebeöl?

Wir beschäftigen uns zwar nicht mit der Instandsetzung von Getrieben, dennoch werden wir häufig nach einer Empfehlung für Getriebeöl gefragt. Nachfolgend möchte wir dazu den Wissenstand unserer Recherchen teilen:

Der offizielle VW-Reparatur-Leitfaden von 2004 für das 02G-Getriebe (TDI) spricht von:

  • 1,0 Liter „G50 75W90 (Synthetiköl)“ für das Differential
  • 2,7 Liter „G51 75W90 (Synthetiköl)“ für das Schaltgetriebe

Leider lässt sich VW bei den internen Spezifikationen nicht in die Karten blicken. Aus Getriebeöl-Freigaben von Herstellerfirmen, kann man aber vermuten dass der interne VW G50 Standard zumindest den internationalen API GL4 Standard erfüllt. VW G51 ist wohl irgendwo in der inoffiziellen Klassifikation nach GL4+ bzw. GL4/GL5 angesiedelt.

Der Differential-Hersteller Steyr-Fahrzeugtechnik bzw. dessen Service-Stelle „S-Tec“ schreibt dagegen von 1,3 Liter (Erstfüllung) nach der Spezifikation „TL52726“ die im Wesentlichen der API-GL4 Klasse entspricht.

Differential GL4

Unsere Empfehlung fürs Differential ist jedoch folgende:

 Differential: 75W90-GL5

Für die hochbeanspruchte Hypoid-Verzahnung, bei der sich Triebling und Tellerad nur entlang eines Punkts (extreme Flächenpressung) berühren, wurde der GL5-Standard entwickelt. Dazu ist das Grundöl sehr stark mit den Additiven Schwefel & Phosphor angereichert. Im Fahrbetrieb wird unter Einwirkung von Druck und Hitze die Oberfläche der Zahnflanken dadurch phosphorisiert. Diese Phosphorisierung wirkt wie ein zusätzlicher Schutzfilm auf den besonders beanspruchten Flächen und vermindert den Verschleiß.

Gear-kegelzahnrad

 Schaltgetriebe: 75W90-GL4+

Im Schaltgetriebe ist zwar auch eine Hypoidverzahnung vorhanden, allerdings muss hier Rücksicht auf die Synchronringe der Gangräder genommen werden. Weil GL5 so gut „schmiert“ kann es dazu führen, dass die Synchronringe im Schaltgetriebe „ausgebremst“ werden und ihre eigentliche Aufgabe nicht mehr erfüllen können – nämlich die Gangräder beim Schaltwechsel abzubremsen/beschleunigen damit es beim Schaltvorgang nicht kracht.

Zusätzlich können die Additive der GL5-Öle die Buntmetall Komponente der Synchronringe angreifen.

 Es gibt aber auch Öle mit der inoffiziellen Bezeichnung GL4/GL5 (GL4+), die den Spagat zwischen optimaler Schmierung der Hypoid-Verzahnung und einer Restreibung für die Synchronisation schaffen. Dieser inoffizielle Standard ist unsere Empfehlung fürs Schaltgetriebe und sollte auch der VW Norm G51 entsprechen.

Zu den API Klassen:

Getrieböl wird grundsätzlich nach dem American Petroleum Institut (API) mit seinen GL-Klassen bewertet. Je höher die GL-Klasse, desto höher ist die zulässige Flächenpressung des Getriebeöls, das eine metallische Berührung der Zahnräder verhindern soll.

  • GL-4: 
    Gerad – und Stirnverzahnte Getriebe, auch mit leichtem Achsversatz. Getriebeöle nach API GL-4 sind heute typische Vertreter in quereingebauten Transaxle-Getrieben.
  • GL-5:
    Hypoidverzahnte Getriebe (kreuzende Wellen mit großem Achsversatz) in PKW und anderen Fahrzeugen unter schockartiger Belastung bei hoher Drehzahl. Getriebeöle nach API GL-5 werden heute vorzugsweise in Differentialen eingesetzt.

Hier ist noch eine recht gute Übersicht zu dem Thema:

http://www.harting.net/pdf/Teil_5_BP_Getriebeoele.pdf