Unlängst beklagte ein befreundeter T4-Syncro Fahrer den fehlenden Vortrieb auf der Hinterachse bei seinem Bus. Wir dachten an das bekannte Verschleißbild einer gealterten T4-Visco Kupplung und boten an diese auf unserem Prüfstand zu vermessen.
Bei den meisten T4-Visco Kupplungen ist durch die Alterung des Silikonöls die Hump-Temperatur erhöht, was sich durch eine moderate Verschlechterung der Offroad-Tauglichkeit bemerkbar macht. So dachten wir auch hier.
Zu unserer Überraschung zeigte sich beim Prüflauf allerdings nur ein Anfahrmoment von ca. 250Nm(!) – dieser Wert sollte normalerweise doppelt so hoch liegen. Um die defekte Visco-Kupplung nicht noch mehr zu schädigen wurde der Testlauf hier bewusst vorzeitig gestoppt.
Nachdem die defekte T4-Viscokupplung in sämtliche Einzelteile zerlegt war, zeigte sich der Grund für das geringe Anfahrmoment:
Eine Vielzahl von Außenlamellen wiesen eine kegelförmige Verformung auf – besser bekannt als „Tellerung“. Nach Peschke (S.66) kommt dies durch eine Überhitzung der Lamellen zustande, bei dem der unerwünschte „Gedächtniseffekt“ durchs Stanzen zum Tragen kommt:
Und auf Seite 54 heißt es dazu:
Durch den erhöhten Spalt zwischen den Lamellen sinkt die viskose Reibung – und, was viel wichtiger ist, die Fähigkeit zur Humpauslösung geht verloren. Ohne diesen konstruktiven Selbstschutz kann der Innendruck beim „Festfahren“ unbegrenzt ansteigen – bis im Extremfall das Alugehäuse oder der Stahldeckel der Visco-Kupplung aufreißt. Bei der vorliegenden Visco-Kupplung war der Stahldeckel aufgrund des Überdrucks bereits massiv verformt (!) – gerade noch 5 vor 12.
Auf Nachfrage fanden wir heraus, dass der befreundete Syncro-Fahrer kurz davor an einer Geländewagen-Expedition in der Sahara teilgenommen hatte. Vermutlich war die Visco-Kupplung bereits davor in einem stark verschlissenen Zustand und die Sanddünen hatten Ihr den Rest gegeben.
Für die Instandsetzung der Visco-Kupplung mussten sämtliche getellerte Lamellen ersetzt werden. Bei der Visco-Kupplung des T3-Syncro sind solche Schäden ebenfalls anzutreffen, wenn auch seltener, da die Lamellen dicker sind (0,9-1,0mm), als die relativ dünnen Außenlamellen (0,6mm) beim T4.
Conclusio:
Das Schadensbild der „getellerten“ Lamellen verläuft vermutlich in 2 aufeinander folgenden Phasen. Aufgrund der Alterung steigt die Hump-Temperatur (neu ca.40°C) in Bereiche über 70°C. Durch die lokale Überhitzung der Lamellen im Humping, steigt die Anfälligkeit der Lamellen für „Tellerung“ – bis hin zum Gehäuseschaden in der Endphase.